Griechische Inselweine Vol. 1: Kreta – im Weinreich des König Minos!
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Kreta ist Griechenlands größte Insel. Es wird vermutet, dass sich auf Kreta die ersten kultivierten Weingärten des Mittelmeerraumes befanden. Man entdeckte bei Ausgrabungen in Vathipetro nahe Archanes die älteste bekannte Weinpresse der Welt. Sie stammt aus mykenischer Zeit, etwa aus dem Jahr 2.000 v. Chr. Schon vor über 4.000 Jahren schätzten die minoischen Kreter also den betörenden Genuss des Weins. Auch bei der Verbreitung des Weins spielte Kreta eine bedeutende Rolle. Schon in der archaischen Zeit der Kolonisation (circa 700 bis 500 v. Chr.) verschiffte man von dort Millionen Liter in Amphoren übers Mittelmeer. Die jahrtausendealte Tradition des Weinanbaus wurde bis in die heutige Zeit bewahrt. Mit zahlreichen endemischen Rebsorten, einer sehr komplexen Topographie und einer großen Rebfläche gilt Kreta als Garant und treibende Kraft für eine große Zukunft des griechischen Weins.
Kreta und seine Geographie
Die mit 8.335 km² größte Insel Griechenlands in der Länge von 260 und der Breite von 60 Kilometern liegt vor dem Südausgang des Ägäischen Meeres. Kreta liegt knapp 100 Kilometer südlich des griechischen Festlands. Die Insel hat eine gestreckte Form, sie misst in Ost-West-Richtung 254 Kilometer bei einer größten Breite von 60 Kilometern, Ihre Küstenlinie ist 1.066 Kilometer lang. Kreta ist sehr gebirgig und wird durch eine von West nach Ost reichende Gebirgskette bestimmt, die zumeist zur Südküste steiler und zum Norden flacher abfällt. Die Mehrheit der Böden besteht aus Ton und Kalkstein. Die höchste Erhebung auf Kreta ist das Ida-Gebirge mit dem Psiloritis als höchstem Berg der Insel (2.456 Meter hoch).
Kreta als Wiege der europäischen Weinkultur
Weinanbau hat eine sehr lange Tradition auf Kreta. Davon zeugen Relikte wie eine etwa 3.500 Jahre alte Weinpresse, die in Palekastro entdeckt wurde und als älteste Weinpresse Europas gilt. Es wird vermutet, dass sich auf Kreta die ersten kultivierten Weingärten des Mittelmeerraumes befanden. Kretischer Wein war damals ein beliebter Exportschlager und die jahrtausendealte Tradition des Weinanbaus wurde bis in die heutige Zeit bewahrt. Dennoch fristete der kretische Wein lange Zeit eher ein Nischendasein. Viele der in großen Mengen angebauten Trauben wurden als frische Früchte auf den regionalen Märkten verkauft, ins Ausland exportiert oder zu Rosinen verarbeitet. Viele Weinbauern kelterten nicht selbst, sondern lieferten an Großbetriebe, die große Mengen von anspruchslosen Wein produzierten. Und nicht nur der Wein wurde exportiert, auch kretische Rebsorten fanden ihren Weg in die weite Welt: Bekanntestes Beispiel ist Malvasia, eine Rebsortenfamilie, die heute überwiegend in Italien angebaut wird. Selbst der berühmte italienische Lambrusco soll kretischen Ursprungs sein.
Antike Rebsorten und eines der heißesten Klimata Griechenlands
Die vergleichsweise abgeschiedene Insellage sorgte dafür, dass ein Teil Kretas von der großen Reblauskatastrophe des 19. Jahrhunderts verschont blieb. So konnten sich einige Rebsorten halten, die vermutlich bereits in der Antike angebaut wurden. Da die Insel im südlichsten Teil Griechenlands liegt, sollte das Klima Kretas das heißeste des Landes sein. Der Norden weist aber eine geringere Durchschnittstemperatur als Santorin und die meisten Insel der Kykladen auf! Einer der ausschlaggebenden Gründe hierfür sind die Bergketten, die die Insel in zwei Teile trennen. Der nördliche Teil wird vor den warmen Südwinden aus Afrika geschützt und gleichzeitig von Nordwinden gekühlt.
Die heutigen Weine Kretas – hochqualitativ und autochthon
Kretischer Wein ist definitiv im Kommen. Mit zahlreichen einheimischen kretischen Rebsorten, einer sehr komplexen Topographie und einer großen Rebfläche, gilt Kreta als Garant und treibende Kraft für eine große Zukunft des griechischen Weins. Denn die kretische Weinindustrie hat seit ca. 20 Jahren auf qualitativ hochwertige Produkte umgestellt. Der Qualitätssprung gerade der letzten Jahre ist äußerst beeindruckend. Es ist eine neue Generation von Winzern und Weinbauern entstanden, die sich für exzellente, teilweise biologisch angebaute und produzierte Weine einsetzt und sich an urkretische Weinsorten erinnert. Kultiviert werden autochthone Rebsorten wie z.B. Vilana (weiß), Kotsifali (rot), Mandilaria (rot), Liatiko (rot), Romeiko (rot), Vidiano (weiß), Muscat (weiß), Dafni (weiß) sowie die internationalen Rebsorten Syrah, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Grenache, Roussanne und Merlot. Die Winzer auf Kreta erzeugen heute eine Vielzahl unterschiedlicher Weiß-, Rosé- und Rotweine, sowohl trockene als auch süße. Diese n delikate Weine aus Kreta können Sie auch in vielen Weingütern selbstverständlich auch bei Weinproben und Weinverkostungen kennenlernen.
Die Anbauregionen auf Kreta
Kretische Weine werden meist nach ihren Herkunftsorten bezeichnet. Der Löwenanteil der kretischen Weinberge liegt in der Region Heraklion. Die drei Hauptgebiete heißen dort Peza, Archanes und Daphnes. Auch zu nennen ist die Anbauregion Sitia im Osten von Kreta (auch sehr bekannt für seine hochwertigen Olivenöle) sowie Chania.
→ Anbauregion Peza
Die Weinberge von Peza erstrecken sich schlängelnd auf hügeligem Gelände mit unterschiedlichen Neigungen und Expositionen rund um die Ebene des Dorfes Peza, in einer Höhe von bis zu 800 Metern. Hier werden die roten Sorten von Kotsifali und Mandilaria auf tiefem kalkhaltigem Boden angebaut. Die Weinberge von Peza sind jedoch am bekanntesten für die Produktion von Weißweinen aus der lokalen und antiken Sorte Vilana, einer empfindlichen Traube. Sie bringt leicht blumige Weißweine mit frischer Lebendigkeit und fruchtigen Aromen hervor. Weinberge in Lagen von etwa 500 Metern bringen die aromatischsten Ergebnisse, weil dort die Reifung langsamer und sanfter verläuft. Rotweine aus der P.D.O. Peza enthalten zu traditionell 75 % Kotsifali, ergänzt durch 25 % Mandilaria.
→ Anbauregion Archanes
Die Weinberge von Archanes liegen zwischen den Weinbergen von Peza und Daphnes, ungefähr in der Mitte Kretas, südlich der Stadt Heraklion. Nach Süden hin wird das Gebiet durch einige Höhenzüge, insbesondere durch den etwa 800 Meter hohen Giouchtas, von den heißen Südwinden abgeschirmt. Die Weinberge beherbergen die lokale rote Rebsorte Kotsifali, die einen hohen Alkoholgehalt und einen außergewöhnlich aromatischen Charakter aufweist, sowie die ägäische Rebsorte Mandilaria, die reich an Farbe und Tanninen ist. Die Reben von Archanes wachsen auf kalkhaltig-lehmigen und recht kompakten Böden, in Höhen zwischen 170 und 700 Metern.
→ Anbauregion Daphnes
Die Weinberge von Daphnes liegen an den nordöstlichen Hängen des Berges Psiloritis (Idi), in Höhenlagen zwischen 150 und 500 Metern auf halbgebirgigem Terroir. Die überwiegend angebaute Sorte ist der rote Liatiko, eine lokale Sorte, die sich für die Herstellung von ausgezeichneten Süßweinen eignet. Liatiko reift recht früh, bereits im späten Juli. Daher rührt auch ihr Name, der sich vom griechischen Wort für Juli ableitet. Diese Rebsorte weist ein sehr hohes Potential. Die Rotweine werden sowohl trocken als auch süß ausgebaut. Die Weinberge von Daphnes liegen auf tieferen Böden mit einem höheren Tonanteil. Einige internationale Sorten siedelten sich ebenfalls erfolgreich an. Eine weiße Rebsorte, die erst im letzten Jahrzehnt ihr Debut in der kommerziellen Weinproduktion gab, ist die Vidiano. Experten in ganz Griechenland sind sich einig, dass sie ein enormes Qualitätspotential aufweist und der „next Rising Star“ Griechenlands werden kann. Vidiano stammt ursprünglich aus Rethymno, im Westen von Kreta, aber einige der besten reinsortigen Exemplare kommen allerdings aus Daphnes.
→ Anbauregion Sitia
Die Weinberge von Sitia liegen im Osten der Insel. Sie befinden sich in einem der ältesten Weinbaugebiete Griechenlands und beherbergen eine Fülle von einheimischen Sorten. Unter ihnen befinden sich die roten Rebsorten Liatiko und Mandilaria und die weißen Varietäten von Vilana und Thrapsathiri, die in Höhen von bis zu 650 Metern in bergigen Terroirs wachsen. Die Weinberge von Sitia sind auf kalkhaltigem Boden gepflanzt und werden zu traditionellen Kelchen (Gobelet) erzogen. Die Ursprungsbezeichnung P.D.O. Sitia (Provinz Lasithi) steht für Weine, die mindestens zu 70 % aus Vilana erzeugt und durch Thrapsathiri ergänzt werden. Roter Sitia wird zu mindestens 80 % aus der Liatiko gekeltert und zu höchstens 20 % aus der Mandilaria, welche runde Weine mit üppigem Charakter hervorbringt. Außerdem keltert man aus Liatiko exzellente, hochkonzentrierte Süßweine.
→ Anbauregion Chania
Außerhalb der oben genannten kontrollierten Ursprungsbezeichnungen produzieren die kretischen Winzer eine Vielzahl hervorragender Weine, z. B. in Chania. Die Region Chania liegt im Westen der Insel Kreta. Die gesamte Region wird von der imposanten Präsenz des Lefka Ori-Gebirges dominiert. Das Klima ist möglicherweise das kühlste und feuchteste der Insel, da sich Wolken aus dem zentralen Mittelmeer verdichten. Eine gute Wasserversorgung ist dementsprechend auch bis in die Sommermonate gewährleistet. Der Weinbau beschränkt sich auf hauptsächlich nach Norden ausgerichtete Hänge mit Höhenlagen von bis zu 650 Metern. Man konzentriert sich überwiegend auf Rhône-Sorten wie die Syrah, Grenache, Mourvèdre und Roussanne und kretische (fast ausgestorbene) Sorten wie die Vidiano und Romeiko. Letztere ist in Chania die vorherrschende Traube
Unsere kretischen Weinempfehlungen
1.) Manousakis Winery
Seit den 1990er Jahren kann Kreta auf einen rapiden Anstieg der Qualität zurückblicken. In diese Zeit fällt auch die Rückkehr von Ted Manousakis, der in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert ist. Und seine Heimkehrstory ist mindestens genauso berührend. Denn der Gründer des Weinguts ist für das Dorf Vatolakkos so etwas wie der verlorene Sohn, der einst nach Amerika auszog, Karriere zu machen, irgendwann aber dem unüberhörbaren Rückruf der Heimat folgte. Die Weine „Nostos the Journey“ widmen die Manousakis diesem schicksalsträchtigen „Recall“. Nostos sind die Gesänge in der Odyssee, die Odysseus' Heimkehr beschreiben. Diese Heimatsehnsucht und -verbundenheit drücken diese stark vom Terroir und der Handschrift ihrer Macher geprägten Weine aus. Seit Anbeginn setzte der passionierte Autodidakt auf ökologischen Landbau, aus Respekt vor der Natur, aber auch um authentische, unverfälschte Weine hervorbringen zu können. Mittlerweile führen Teds Tochter Alexandra Manousakis und ihr Mann Afshin Molavi das Weingut, die Weinberge liegen in Höhenlagen von 350 m bis 650 m über dem Meeresspiegel etwas außerhalb des kleinen Dorfs Vatolakkos im westlichen Teil der Insel, wo die Böden überwiegend von Schiefer und Ton geprägt sind. Perfekte Ausgangsbedingungen für Rhône-typische Sorten wie Syrah, Grenache, Mourvèdre oder Roussanne, die sich erstaunlich gut an das kretische Terroir angepasst haben sowie autochthone Rebsorten wie Romeiko und Vidiano. Deshalb möchten wir Ihnen ganz besonders die Weine des Weinguts Manousakis ans Herz legen: Die Weißweine Nostos Romeiko, Nostos Muscat of Spina, Nostos Vidiano, Nostos Assyrtiko und Nostos Roussanne. Dazu gesellen sich die Rotweine MRS, Nostos Alexandras, Nostos Grenache, Nostos Blend und Nostos Syrah. Nicht zu vergessen der Roséwein Pink.
2.) Oenops Wines
Wer sagt eigentlich, dass die Trauben für den Wein eines Guts immer im eigenen Weinberg wachsen müssen? Der Önologe Nikos Karatzas, Visionär und Gesicht hinter Oenops, hat diese Vorstellung komplett auf den Kopf gestellt und sich für seine Idee von griechischem Wein auf die Suche nach alten Parzellen in ganz Griechenland gemacht. Dafür spult der findige Weinmacher jährlich um die 50.000 Kilometer ab. Befreit von Vorschriften wie zertifizierten Herkunftsbezeichnungen forscht er nach Terroirs, die den jeweiligen Charakter einer Sorte ideal zur Geltung bringen: nach dem genialen Vidiano aus den Bergen um Heraklion auf Kreta. Er sagt: „Das Einzige, was für mich zählt, ist, wie ein Wein schmeckt.“ Das Oenops-Konzept der „griechischen Winzergemeinschaft“ hat mittlerweile vielfach internationale Beachtung gefunden und so auch Karatzas' Weine: Etliche Oenops Weine wurden von verschiedenen internationalen Weinkritikern und Fachzeitschriften hoch prämiert.
Das Weingut selbst – also die Base – befindet sich in Drama, im Nordosten des griechischen Festlandes. Die Trauben, die von sorgfältig ausgewählten Erzeugern aus verschiedensten Regionen Griechenlands, aus gealterten Weinbergen mit außergewöhnlichen Terroirs stammen, werden dort in einer alten Kuchenfabrik verarbeitet, die Nikos Karatzas mit Betontanks, Edelstahltanks, einigen Eichenfässern und vielen Amphoren ausgestattet hat. Im Keller lässt er den Weinen viel Zeit: Alle Weine werden spontan vergoren und von ihm mehr begleitet als gemacht, bis sie ohne chemische Zusatzstoffe sowie ungeschönt und unfiltriert den Weg in die Flasche finden. Bei uns im Onlineshop erhätlich ist der „Vidiano 2021“ erhältlich.
3.) Zeitnah in unserem Onlineshop zu finden: Douloufakis Winery
Demnächst kommt das neueste Baby in die große mygreekwine-Familie: Die Douloufakis Winery. Die Weinbautradition der kretischen Familie Douloufakis reicht zurück bis in die 1930er Jahre. Das Weingut liegt in der Stadt Dafnes, Heraklion auf Kreta. Heute wird das Weingut und die önologische Tradition von Nikos Douloufakis weitergeführt, der 1995 von seinem Vater den Betrieb übernahm als er gerade mit dem Diplom in Weinwirtschaft von der Universität in Alba, Italien kam. Die Weinberge erstrecken sich über 20 Hektar und befinden sich in bis zu 450 m Höhe innerhalb der Weinanbauregion von Dafnes. Das Terroir dieser Region zeichnet sich durch kalkhaltigen Boden aus und das dort ansässige Mikroklima gilt als ideal für die Produktion hochwertiger Trauben. Angebaut werden die Sorten Vilana, Vidiano, Moschato di Spina, Malvasia, Mantilaria, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Liatiko, Kotsifali, Cabernet Sauvignon, Sangiovese und Syrah.