Die beiden Weinmacher fühlen sich dem ökologischen Weinbau verpflichtet. Sie arbeiten biodynamisch, das heißt, sie verzichten nicht nur auf chemisch-synthetischen Pflanzenschutz, sie erhalten das Leben des Boden, sie richten ihre Arbeiten nach den Mondphasen aus, sie stärken ihre Weinberge mit vitalisierenden natürlichen Präparaten. Olympia und Hannes betrachten ihr Weingut als Gesamtorganismus, zu dem nicht nur Weinreben gehören. „Wenn die Weinberge im Gleichgewicht sind, dann machen sich die Weine selbst. Da musst du akzeptieren, dass du den Prozess nur begleiten kannst“, erklärt Hannes Hoffmann.
Mit der gleichen Konsequenz arbeiten sie im Keller. Eine hochwertige Abbeermaschine ist ihr einziges Zugeständnis an die Modernität. Ansonsten setzen sie auf einheimische Hefen, Gärung bei Raumtemperatur, alte Holzfässer, keine Korrekturen, keine Filterung, eine durchdachte, minimalistische Dosierung von SO2 bei der Abfüllung.
Ihre Parzellen wachsen auf steilen Steinterrassen, die aus Muschelkalkböden bestehen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Rebsorte Lemberger – eine einheimische Sorte Württembergs. Die bis zu 55 Jahre alten Rebstöcke wachsen auf blauem Muschelkalk. Der Lemberger von älteren Stöcken aus Terrassenlagen landet in der großen „Endschleife“, dem Flaggschiff des Weinguts, den Rest verwenden sie für den „einfachen“ Lemberger.
Die Rotweine bekommen nach der Lese erst einmal Zeit. Zwei bis drei Wochen gären sie und werden anschließend gepresst. Dafür verwenden die beiden Weinmacher zwei alte Korbpressen. Die Trauben werden nicht mechanisch gequetscht und vermengt, sondern überwiegend von ihrem eigenen Gewicht. Das ist für sie besonders schonend. Dann kommt der Rotwein in alte Holzfässer und reift aus. Sie lassen die Weine einfach auf der Hefe ausreifen, mindestens elf Monate. Sie nehmen nichts raus aus ihrem Naturprodukt und geben nichts rein.
Olympia Samara ist Großstadtkind aus Thessaloniki. Der Einfluss der Familie und insbesondere ihres Vaters Stelios, der als Exportleiter der größten Weinkellerei Griechenlands tätig ist, ging nicht spurlos an ihr vorüber. Mit 17 Jahren ging sie zum Weinstudium nach Geisenheim in Deutschland. Dort lernte sie Hannes kennen, der ebenfalls studierte.
Nach dem Kennenlernen unternahmen die beiden eine riesige Weinreise. Für die Ernte 2010 ging es gemeinsam ins Napa Valley nach Kalifornien. Zurück in Stuttgart, schrieb Olympia ihre Bachelorarbeit und entschied, den Vinifera-Master aufzusatteln, der den Studierenden ermöglicht, ihre Semester an jeweils unterschiedlichen internationalen Unis zu absolvieren.
Hannes folgte seiner Freundin. Frankreich stand mit Montpellier als Erstes auf der Agenda. 2013 folgte für die beiden Italien und damit die Region Friaul. Danach ging es nach Österreich, bevor sie im elterlichen Hof von Hannes in Roßwag ihr Weingut gründeten.
Ein Name für das Weingut musste her. An Weihnachten begann Olympias Vater Stelios mit Überlegungen: „Ihr kommt aus super unterschiedlichen Verhältnissen. Ihr seid in sehr unterschiedlichen Umgebungen aufgewachsen, Kulturen, alles. Aber irgendwie seid ihr wirklich miteinander verbunden und ihr habt diese Idee, die sich durch euer Leben zieht, im Weinberg, im Weingut, im Wein. Als ob alles eine Sache ist, die einen verbindet und durchzieht. Es gibt diesen Ausdruck im Deutschen …“. Und da lag es auf der Zunge: der rote Faden.
Weingut: | Weingut roterfaden |
Anbaugebiet/Ort: | Württemberg / Vaihingen |
Gründungsjahr: | 2015 |
Besitzer: | Olympia Samara und Johannes Hoffmann |
Weinmacher/Önologe: | Olympia Samara und Johannes Hoffmann |
Jahresproduktion: | 14.000 Flaschen |
Bedeutende Jahrgänge: | 2016 |
Rebsatz: |
Lemberger, Pinot Noir, Riesling |